Gibt es unterschiedliche Bibelversionen?


Selbstverständlich gibt es die, höre ich schon die Antworten. Lutherbibel, Elberfelder Bibel, Schlachter-Bibel, die englische King James Bible…! Aber sind die Bibeln auch vom Sinngehalt her unterschiedlich?

Diese Frage beantwortete eine rabiate Zeugin Jehovas auf Florian Freistetters Blog mit einem klaren Nein:

der Sinn/Inhalt der Bibel ist immer der selbe, deswegen heißt jedes Buch ‘dieser Art’ auch BIBEL!

Meine Nachfrage, was denn beispielsweise im 2. Buch Samuel, Kapitel 12, Vers 29 – 31 stehen würde, beschied sie mit der knappen Antwort, ich möge auf den Server der Zeugen Jehovas gehen und selber nachschauen. Was ich getan habe. Leider verschwand meine Antwort im automatischen Spamfilter, deswegen hier der Inhalt bei jw.org:

29 Somit sammelte David alles Volk und zog nach Rạbba und kämpfte gegen dasselbe und nahm es ein.

30 Und er konnte die Krone Mạlkams* von dessen Haupt nehmen,+ ihr Gewicht war ein Talent* Gold, samt kostbaren Steinen; und sie kam auf Davids Haupt. Und die Beute+ der Stadt brachte er hinaus in sehr großer Menge.

31 Und die Leute, die darin waren, führte er hinaus, um sie an die Steinsägen und an scharfe eiserne Geräte+ und an eiserne Äxte zu stellen, und er ließ sie beim Ziegelmachen dienen*. Und so tat er dann mit allen Städten der Söhne Ạmmons. Schließlich kehrte David mit allem Volk nach Jerusalem zurück.

Ein bißchen Kontext: Es geht um den Krieg Davids, des Königs von Jerusalem, gegen die Ammoniter. Und was tut David laut dieser Passage, nachdem er die ammonitische Stadt Rabba eingenommen hat? Er macht ihre Einwohner zu Zwangsarbeitern. Steht genauso auch in den neueren Ausgaben der Lutherbibel, der Elberfelder Bibel, der Schlachter-Bibel oder der Tafelbibel.

Das allein wäre schon kein feiner Zug für den gottbefohlenen König Judäas und das Sinnbild eines gerechten Herrschers im christlichen Glauben. Aber gucken wir doch einfach mal in die Lutherbibel des Jahres 1912, was wir darin finden:

29. Also nahm David alles Volk zuhauf und zog hin und stritt wider Rabba und gewann es

30. und nahm die Krone seines Königs von seinem Haupt, die am Gewicht einen Zentner Gold hatte und Edelgesteine, und sie ward David auf sein Haupt gesetzt; und er führte aus der Stadt sehr viel Beute.

31. Aber das Volk drinnen führte er heraus und legte sie unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen. So tat er allen Städten der Kinder Ammon. Da kehrte David und alles Volk wieder gen Jerusalem.

Verbrannte sie in Ziegelöfen! Oje, wo haben wir das bloß schon gehört? Und das ausgerechnet von David, der Lichtgestalt des Alten Testaments?

Diese Passage ist kein Unfall. In ähnlicher Form finden wir sie in den Vorkriegsversionen der Elberfelder Bibel und sogar noch in der heutigen (englischsprachigen) Ausgabe der King James Bible. Es scheint, als nähmen angelsächsische Gläubige weniger Anstoß an diesen Zeilen. Die Geistlichen der deutschen Bibelkommissionen nach 1949 fanden anscheinend jedoch, dass man deutschen Kirchgängern einen derartigen Kratzer an diesem Helden der christlichen Mythologie nicht zumuten könne.

Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet jedenfalls: Ja, die Sinngehalte der verschiedenen Bibelversionen unterscheiden sich. Und teilweise drastisch.

6 Antworten to “Gibt es unterschiedliche Bibelversionen?”

  1. Christina Says:

    Kommt drauf an wie genau die Übersetzung ist. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Israeliten Kriegsgefangene mit zivilen, nicht-kriegerischen Geräten umständlich umbrachten. ^^
    Dagegen war es üblich, Kriegsgefangene Zwangsarbeiten verrichten zu lassen (siehe 2. Samuel 20,24).

    weiterlesen:
    https://www.derbibelvertrauen.de/der-bibel-vertrauen/widersprueche-in-der-bibel/90-die-fragen-in-biblischer-ordnung/in-den-samuelbuechern/94-2-samuel-12-31.html

    Und so eine Lichtgestalt war David ja nun auch wieder nicht. Schließlich war er ein Ehebrecher und Mörder, was von den Berichterstattern nicht unter den Teppich gekehrt wurde. ^^

    Und ja, verschiedene Bibelversionen gibt es, was jetzt aber weniger mit deinen Beispielen was zu tun hat. Es gibt schon so ein paar Auswüchse, z. B. „Volxbibel“ oder die „Bibel in gerechter Sprache“ (die Feministinnenbibel sozusagen). Das sind zwei Beispiele, die mir gerade so dazu einfallen. :)

  2. spritkopf Says:

    @Christina
    Irgendwie habe ich die sonst übliche Mailbenachrichtigung zu deinem Kommentar nicht bekommen, daher antworte ich erst jetzt. Vielleicht liest du es ja irgendwann.

    Kommt drauf an wie genau die Übersetzung ist. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Israeliten Kriegsgefangene mit zivilen, nicht-kriegerischen Geräten umständlich umbrachten.

    Alle deutschen Vorkriegsübersetzungen und alle englischen Übersetzungen bis heute schreiben das Gleiche: Die Ammoniter wurden unter die Dreschflegel gelegt und anschließend in Ziegelöfen verbrannt. Lediglich die Formulierungen unterscheiden sich. Was du und der von dir verlinkte Herr Vanheiden für wahrscheinlich oder unwahrscheinlich haltet, spielt da ehrlich gesagt keine Rolle.

    Dass du alles zu beschönigen suchst, was das Bild deines Gottes und seines auserwählten Volk beschädigen könnte, weiß ich ja schon. Beim Herrn Vanheiden dürfte es nicht viel anders sein, wenn er seine Webseite „Der Bibel vertrauen“ nennt.

    Und ja, verschiedene Bibelversionen gibt es, was jetzt aber weniger mit deinen Beispielen was zu tun hat.

    Stimmt. Meine Beispiele haben damit zu tun, dass der Text von einer quasi-offiziellen Bibelkommission grob sinnentstellend verändert wurde, weil Gläubige sonst einen direkten Vergleich von König Davids Handlungen zu den Verbrechen der Nazis ziehen könnten. Und alle deutschen Bibeleditionen haben diese Sinnentstellung übernommen. Da liegt die Frage nahe, welche sonstigen Schönfärbereien im Text in den vergangenen 2000 Jahren vorgenommen wurden, findest du nicht?

  3. Christina Says:

    Hallo Spritkopf, ich habe lange überlegt, ob überhaupt und wenn ja, wie ich dir auf deinen Kommentar am Besten antworten sollte. Ich versuche es mal so, obwohl ich denke, dass ich bei dir wohl eh gegen Mauern reden werde:

    Ich habe das Gefühl, manchmal scheint bei dir die Logik auszusetzen. Und zwar immer dann, wenn du unbedingt etwas glauben möchtest, komme was da wolle. Dann schaltest du deine Logik, von der du sonst sehr viel hältst, aus. Denn (so wie in dem von mir verlinkten Artikel zu lesen):

    1. Es gab (historisch nachgewiesen) im damaligen Israel gar keine Ziegelöfen. Wie kann man jemanden verbrennen, in etwas, was es gar nicht gab? Wo bleibt da deine Logik?

    2. Der Urtext der Bibel ist von Gott inspiriert. Übersetzungen dieses Textes in andere Sprachen können durchaus zu Übersetzungsungenauigkeiten oder -fehlern führen. Es ist manchmal auch schwierig für ein hebräisches Wort ein zu 100% passendes Wort in einer anderen Sprache zu finden. Manchmal läßt es sich nur in mehreren Worten umschreiben, was konkret gemeint ist. Das kann natürlich beim Leser auch zu Verständnisfehlern führen. Bibelkommissionen entstellen in der Regel nun Wörter nicht, sondern bemühen sich immer genauer an den Urtext heranzukommen und evtl. frühere Übersetzungsungenauigkeiten oder -fehler zu korrigieren.

    3. „wjjsr“ = „zersägen“
    „wjjsn“ = „Zwangsarbeit leisten“

    Das hier wohl ein Abschreibfehler bzw. noch viel eher ein späterer Lesefehler, eventuell bedingt durch klierige Handschrift eines Schreibers vorliegt (der dann immer weiter kopiert wurde), ist sowas von offensichtlich. Wie schnell kann man statt einem n ein r lesen. Da braucht der Schreiber nur den Strich beim r ein bißchen länger gemacht zu haben und schon ist ein n daraus geworden…..oder umgekehrt ….. und damit ein anderes Wort entstanden. Wenn der nachfolgende Kopist nun nicht über die historischen Begebenheiten im damaligen Israel Bescheid wußte (und die Kopisten der Texte waren ja wohl im Allgemeinen keine Historiker), fiel dieser Fehler den nachfolgenden Abschreibern nicht weiter auf. Hatte aber letztendlich eine Sinnentstellung zur Folge.

    Nimmst du nun Punkt 1 und 3 zusammen wird ganz offensichtlich, dass die heutige Übersetzung des Textes korrekt ist und nichts beschönigt werden soll.

    Doch selbst wenn wir annehmen würden, dass alles so war wie du meinst (was jedoch nicht zutrifft), aber nehmen wir mal an, es war wirklich so, dass David die Gefangenen zersägen und zerhacken und verbrennen ließ. Dann wären die Schlüsse, die du daraus ziehst, immer noch verkehrt. Es fällt generell auf, dass bei vielen in der Bibel geschilderten Begebenheiten keine moralische Bewertung der Handlungen stattfindet. Es ist vielmehr so, dass die historische Berichterstattung der Bibel schonungslos auch alle Verfehlungen ihrer sogenannten „Helden“ wiedergibt. Das trifft auf David (Mörder, Ehebrecher) genauso zu wie auf Mose, Abraham und Jakob.

    So, das soll es gewesen sein. Vielleicht liest du meinen Kommentar ja irgendwann. Mit deiner Benachrichtigungsfunktion scheint es nach wie vor nicht so richtig zu klappen, ist mein Eindruck (betrifft jedoch anderes Thema).

  4. spritkopf Says:

    @Christina

    1. Es gab (historisch nachgewiesen) im damaligen Israel gar keine Ziegelöfen. Wie kann man jemanden verbrennen, in etwas, was es gar nicht gab?

    Das ist nachweislich falsch. Und Ziegel heißen nur dann so, wenn sie gebrannt wurden.

    Das hier wohl ein Abschreibfehler bzw. noch viel eher ein späterer Lesefehler

    Du machst dir selber was vor, genau wie der Herr Vanheiden. Ich habe es ja extra schon einmal geschrieben, dass es in allen Bibelübersetzungen hieß, dass die Ammoniter in Ziegelöfen verbrannt wurden. Und ausgerechnet pünktlich zum Ende der Naziherrschaft und den Grauen des Holocausts fällt den deutschen Bibelredaktoren (und nur denen, niemandem sonst!) auf, dass eine Jahrtausende lang verwendete Passage wohl nur ein Schreibfehler war? Ich bitte dich.

  5. Christina Says:

    Hallo Spritkopf,

    ich habe inzwischen auch mal ein bisschen recherchiert. Du behauptest, dass Steine nur dann Ziegel heißen würden, wenn sie gebrannt wären. Socherlei Aussage kann ich in deinem Link aber nirgendwo finden. Woher hast du das? Dagegen fand ich anderswo in Wikipedia unzählige Hinweise dafür, dass ungebrannte Steine ebenfalls als Ziegel bezeichnet werden, wie z. B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Lehmziegel

    Mesopotamien befindet sich außerdem 1500 km von Israel entfernt. Wie dort möglicherweise gebaut wurde, kannst du nicht so einfach auf Israel übertragen, denke ich mal.

    Da ich aber nichts direkt über die Bauweise im damaligen alten Israel im Netz finden konnte, insbesondere ab welcher Zeit dort mit gebrannten Ziegeln gebaut wurde, habe ich gestern mal Herrn Vanheiden selbst angeschrieben und ihn gefragt, ob er mir vielleicht irgendwelche Belege für seine Aussagen zukommen lassen könnte? Dass er mir so schnell oder überhaupt antwortete, damit hatte ich gar nicht wirklich gerechnet, denn der Mann hat ja sicherlich auch noch anderes zu tun. Aber seine Antwort kam prompt und hier gebe ich dir mal ein paar Auszüge davon wieder:

    „Jeder Archäologe weiß, dass man im damaligen Israel und überhaupt im Alten Orient grundsätzlich mit an der Sonne getrockneten Lehmziegeln baute. Nur Bauten von Königen oder Tempel wurden von behauenen Steinen errichtet (siehe die heute noch bestehende „Klagemauer“ in Jerusalem oder die gewaltigen Steinbauten in der Davidsstadt). Gebrannte Zeigel gab es nur ganz selten, weil sie extrem aufwendig herzustellen waren.

    Und selbst das Ischtar-Tor in Babylon (1500 km von Israel entfernt) war nur mit einer Art Klinker verkleidet. Dahinter waren Lehmziegel. Außerdem war das einige Jahrhunderte nach David.

    Dass man nur mit ungebrannten Lehmziegeln gebaut hat, ist u. a. der Grund dafür, dass es heute Tells gibt, also Hügel, die aus mehreren Schichten bestehen. Über einer zerfallenen oder verbrannten Stadt hat man wieder eine Stadt errichtet usw. Nur selten findet man deshalb erhaltene Lehmziegelmauern.“

    Außerdem hatte er mir angeboten, bei zwei ihm bekannten Archäologen nochmal diesbezüglich nachzufragen, ab welcher Zeit in Israel mit gebrannten Steinen gebaut wurde. Weil das war ja meine eigentliche Frage. Die Antwort habe ich gerade in meinem E-Mail-Kasten gefunden und kopiere sie hier für dich mal rein.

    Er schreibt:

    Schon heute erhielt ich von drei Archäologen Antwort auf die Frage nach gebrannten Ziegeln. Zumindest zwei davon sind weltweit anerkannt. Ich kopiere die Antworten ohne Namensnennung einfach hier hinein.

    „Die umfangreiche Verwendung von gebrannten Ziegeln für Mauerwerk setzte im 1. Jahrhundert v. Chr. ein, war aber beispielsweise in der Stadt Rom bis in die Zeit der Regierung des Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) überhaupt nicht nachzuweisen. Wohl deshalb nahm die Beschreibung der Technik des Bauens mit getrockneten und gebrannten Ziegeln bei Vitruv nur geringen Raum ein. Bis 100 n. Chr. war die Technik bereits durch die Römischen Legionen, die überall Feldziegeleien errichteten, im ganzen Reich verbreitet.“

    „Kiln dried bricks were introduced in Israel for the first time in the 1st century AD, mainly for use in hypocausts of bath houses. 
    They were frequently used in Mesopotamia, in ziggurats, for example, and in floors of temples and palaces. 
    There is only one such example in Israel, namely the floor of an Assyrian temple, Sheikh Zuweid (northern Sinai).“
     
    „Bis in die Römerzeit wurden Häuser weitgehend mit in der Sonne getrockneten Lehmziegeln erbaut. Die Lehmziegel wurden dann oft auf einem Fundament aus Quadersteinen platziert. Hin- und wieder jedoch wurde, wie u.a. aus manchen Grenzorten der 19. DYN in Ägypten bekannt ist, auch gebrannte Ziegel verwendet. Aber um die Ziegel zu brennen braucht man (viel) Holz und das hätte wie in der Römerzeit zu einer massiveren Bodenerosion geführt.“ 

    Aber trotz all dem, sei es nun so wie von den Archäologen dargestellt oder nicht, wenn du in Zukunft irgend etwas in der Bibel liest (egal was, das Prinzip läßt sich auf alles übertragen) dann behalte immer im Auge, was ich dir oben schon schrieb, nämlich:

    Selbst wenn wir annehmen müßten, es war wirklich so, dass David die Gefangenen zersägen und zerhacken und verbrennen ließ. Dann wären die Schlüsse, die du daraus ziehst (nämlich dass Gott das gutgeheißen hätte), immer noch verkehrt. Die Bibel gibt an vielen Stellen keine moralischen Bewertungen von Handlungen bestimmter Personen ab. Auch in diesem Fall nicht. Es ist vielmehr so, dass die historische Berichterstattung der Bibel schonungslos auch alle Verfehlungen ihrer sogenannten „Helden“ wiedergibt. Das trifft auf David (Mörder, Ehebrecher) genauso zu wie auf Mose, Abraham und Jakob.

    Viele Grüße
    Christina :)

  6. Christina Says:

    PS: Ich möchte ganz zum Schluß noch ein paar Worte zu deinem Vorwurf anfügen:

    Und ausgerechnet pünktlich zum Ende der Naziherrschaft und den Grauen des Holocausts fällt den deutschen Bibelredaktoren (und nur denen, niemandem sonst!) auf, dass eine Jahrtausende lang verwendete Passage wohl nur ein Schreibfehler war? Ich bitte dich.

    Ersteinmal, woher weißt du denn, dass das nur den deutschen Bibelredaktoren aufgefallen ist und sonst niemandem? Wie vieler Sprachen bist du denn mächtig, um darüber eine eindeutige Aussage treffen zu können? Anfang 2017 gab es 2935 Sprachen, in die die Bibel oder Teile davon übersetzt waren: Gesamtübersetzungen in 648 Sprachen.

    Es mag einem vielleicht im ersten Moment seltsam erscheinen, dass ausgerechnet nach dem Ende der Naziherrschaft in Deutschland diese Korrektur am Bibeltext vorgenommen wurde. Und vielleicht sind die deutschen Bibelredaktoren auch wirklich aus dem Grund den du erwähntest besonders auf diese Stelle aufmerksam geworden und haben daraufhin ein bißchen weiter geforscht. Mag alles sein. Trotzdem bewegen wir uns hier im Bereich der Spekulationen. Es kann auch andere Gründe gehabt haben. Und es tut ja letztendlich auch gar nichts zur Sache. Denn wenn die seit Jahrhunderten verwendete Übersetzung fehlerhaft war, dann sollte man sie berichtigen, finde ich. Man kann doch nicht sagen, dass war hunderte Jahre so und deshalb muss es nun für immer so bleiben. Das wäre doch schwachsinnig.

    Bibelübersetzungen unterscheiden sich auch deshalb manchmal etwas voneinander, weil verschiedene Wörter in der hebräischen Sprache mehrdeutig sind. Wie man übersetzen muss ergibt sich dann erst aus dem Textzusammenhang. Aber manchesmal, ist ein eindeutiger Bezug nicht immer zu erschlüsseln. Das betrifft z. B. den allerersten Satz der Bibel: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…..“ und dann heißt es weiter: …. „und die Erde war wüst und leer…. Manche übersetzen hier auch: ….“und die Erde wurde wüst und leer“. Beides ist richtig! Aber die Bedeutungsebene ist in beiden Fällen total verschieden. Das Wörtchen „war“ impliziert, die Erde war von Gott so wüst und leer geschaffen. Übersetzt man aber „wurde“, dann könnte das bedeuten, dass die Erde durch irgendeinen Einfluß von außen erst in diesen wüsten und leeren Zustand versetzt wurde und nicht ursprünglich so geschaffen war. (Dafür gibt es übrigens auch eine Theorie, aber letztendlich sind alles Spekulationen, wir wissen es nicht, es hat Gott nicht gefallen es uns genau mitzuteilen, weil es nicht wichtig für uns ist)

    Noch ein Beispiel: Vor kurzem bin ich beim Lesen von 1. Mose 28 auf folgende, mir eigentlich schon seit Kindheit bekannte Geschichte gestoßen. Und zwar in der Neuen evangelistischen Übersetzung (NeÜ) . Josef träumt dort von einer Himmelsleiter. So übersetzt Luther jedenfalls und ich glaube alle anderen mir bisher bekannten Übersetzungen schließen sich da an:

    „Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen. Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.“ (1. Mose 28, 10ff)

    Zu der „Leiter“ habe ich in einer Fußnote in der NeÜ jetzt folgende interessante Erklärung gelesen: „Das hebräische Wort, das nur hier vorkommt, könnte am ehesten mit „Aufschüttung“ übersetzt werden. Man sollte sich nicht eine Leiter mit Sprossen, sondern eher Stufen wie bei einem Zikkurat, einem Tempelturm, vorstellen.“

    Das macht in diesem Falle nun nicht den großen weltbewegenden Unterschied aus. Aber sollte eines Tages der Begriff „Leiter“ mal durch ein passenderes Wort ersetzt werden, vielleicht ausgelöst dadurch, dass der Begriff „Leiter“ plötzlich durch irgend ein aktuellen Ereignis negativ belastet ist (so wie du es in dem Falle der Ziegelöfen vermutest), dann wäre das doch trotzdem legitim und vielleicht sogar richtiger und sollte deshalb nicht angeprangert und verurteilt werden, nur weil da hunderte Jahre lang was anderes, nämlich „Leiter“ stand.

    Das waren nur noch so ein paar abschließende Gedanken meinerseits. Ich hoffe, ich konnte mich einigermaßen verständlich ausdrücken. :)

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