In einem Artikel zum 30-jährigen Bestehen der taz kommt Michael Sontheimer, einer der Mitgründer, unter anderem zu folgender Einschätzung ihrer wirtschaftlichen Lage:
„Da nur zehn Prozent der Einnahmen Anzeigenerlöse sind, perlt die aktuelle Medienkrise, die andere Zeitungen existenziell bedroht, an der „taz“ ab. Sie ist ein solides Unternehmen.“
Hier allerdings befindet sich Sontheimer meiner Ansicht nach in einem gefährlichen Irrtum. Zeitungen werden im Moment von zwei Seiten bedroht. Erstens von der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise, die für zurückgehende Anzeigenbuchungen aus der Wirtschaft sorgt. Davon sind Zeitungen wie die taz, die nur im geringen Maße mit Anzeigen Geld verdienen, in der Tat weniger betroffen.
Die zweite Front jedoch – und diese ist mittelfristig viel bedrohlicher – sind die zurückgehenden Abonnentenzahlen, resultierend aus der Tatsache, daß immer mehr Menschen sich ihre tägliche Newsration aus dem Internet holen. Mehr noch: Andere Zeitungen können wenigstens auf ihren Onlineportalen Anzeigen verkaufen. Vielleicht mit geringeren Erlösen als im Print, aber es bleiben Erlöse.
Eine Zeitung wie die taz hingegen, die fast auschließlich Geld mit ihren Lesern verdient, kann nur darauf hoffen, daß sie es schafft, ein Bezahlmodell im Internet zu etablieren. Dummerweise sind für „Pay-per-read“ im Internet die Aussichten mehr als düster, wie viele andere Publikationen zu ihrem Leidwesen erfahren mußten. Oder die taz lernt es nach 30 Jahren doch noch, Anzeigen an die Wirtschaft zu verkaufen. Und sie lernt es schnell.